Arler Erde (Uwe Rosenberg)

Ein großer Spielplan mit jeweils 15 Aktionsfeldern für die Sommer- und Winterhalbjahre sowie 18 Gebäudefeldern, ein Heimatplan mit verschiedenen Feldern und Skalen, ein Ablageplan für die eigenen Scheunen und Reiseziele, ein Ablageplan für verfügbare Plättchen und Marken, dazu Tiere, Deiche, Moore, Spielsteine und Holzanzeiger – der Aufbau von „Arler Erde“ erinnert weniger an ein ostfriesisches Dorf im Mittelalter als an eine Großstadt im 21. Jahrhundert. Und nicht nur in der ersten Partie dauert es, bis man sich im Gewimmel der Möglichkeiten einigermaßen zurecht findet.

Beim genaueren Betrachten des Spielmaterials fällt dann aber auf, wie detailgetreu und detailverliebt Uwe Rosenberg das ostfriesische Örtchen um 1800 in seinem Spiel wieder auferstehen lässt. So finden sich auf den Gebäudekärtchen zum Beispiel die im Mittelalter gebaute Arler Kirche und das Landarbeiterhaus ist den ehemaligen Gulfhäuschen nachempfunden. Auch die Handwerksgebäude, Arbeitsmaterialien und Fuhrwerke wurden der damaligen Zeit angepasst. Die vorhandenen Reiseplättchen geben in etwa den Reiseweg nach Bremen, dem bevorzugten Handelspartner, wieder. Und für die 20 Holz-Rinder, die das Spiel enthält, wurden Aufkleber beigelegt, die den Kühen das typische Aussehen eines Holstein-Rindes geben. (Ich muss allerdings gestehen, dass ich bis jetzt nur ein Probe-Rind beklebt habe).
Ein großes Lob gebührt hier auch Dennis Lohausen für die tolle grafische Umsetzung!

Ein zentraler Bestandteils von „Arler Erde“ ist der Heimatplan des Spielers, den es in neun Runden gilt auszubauen. Die Runden sind in sogenannte Sommer- und Winterhalbjahre gegliedert und auf dem Spielplan in zwei getrennte Aktionsbereiche unterteilt. Die Auswahlmöglichkeiten sind vielfältig: so können Getreide- und Flachsfelder angebaut, Wälder aufgeforstet oder Gebäude und Ställe gebaut werden; Tiere können ebenso gekauft werden wie Kähne oder Fuhrwerke.
Jede dieser Aktionen bringt Vorteile im weiteren Verlauf des Spiels und gegebenenfalls Siegpunkte am Ende des Spiels.
Abgerundet wird das Ganze durch sogenannte Reiseerfahrungen. Materialien und Waren können hierbei verkauft werden und für die im Laufe des Spiels zurückgelegte Strecke gibt ebenfalls Siegpunkte am Ende des Spieles.

„Arler Erde“ ist kein Spiel, welches sich mal eben schnell aus dem Bauch heraus spielen lässt. Dies liegt weniger an den Regeln als an den vielseitigen Aktionsmöglichkeiten. Als klassisches Worker-Placement-Spiel hat jeder Spieler in allen neun Runden jeweils vier Spielsteine (=Familienmitglieder), die er für einzelne Aktionen einsetzen kann. Hier gilt es von Anfang an, gut zu überlegen, wie der Hofausbau vorangetrieben werden soll und welche Aktionen dafür nötig und möglich sind. Und egal, wie man es angeht, am Ende einer Runde bleibt immer das Gefühl, nicht genug Aktionen gehabt zu haben.

Nach mittlerweile drei gespielten Solo-Partien habe ich das Gefühl, noch nicht einmal annähernd alle Möglichkeiten des Agierens erkannt, geschweige denn ausgeschöpft zu haben. Dies macht für mich den großen Reiz des Spieles auch in der Solo-Variante aus: Es gibt viele Alternativen, sich durch das Spiel zu spielen, viele Varianten, an Siegpunkte zu gelangen, verschiedene Strategien, die ausprobiert werden können. Ob sich eine Spielstrategie schlussendlich als die beste herauskristallisieren wird, kann ich zum jetzigen Zeitpunkt aufgrund der wenigen gespielten Partien noch nicht sagen, aber ich bin gespannt darauf, es herauszufinden.

Ebenso hoffe ich, dass Spiel demnächst auch einmal in einer Zweier-Partie testen zu können. Auch die Erweiterung „Tee und Handel“ liegt noch ungespielt in meinem Schrank. Diese bietet neben weiteren Gebäuden und Aktionsmöglichkeiten auch eine Spielmöglichkeit für drei Personen.

Zum Schluss noch ein Wort zu den Regeln und dem beigelegten Booklet:
Das 20seitige Regelwerk ist umfassend und gut strukturiert aufgebaut und vereinfacht so den Einstieg ins Spiel enorm. Und die auf der letzten Seite aufgeführten Hinweise, wozu welche Ressource im Spiel benötigt wird, war während des Spielens schon das eine oder andere Mal sehr hilfreich für mich. Dem Spiel beigelegt ist zudem ein 36seitiges von Uwe Rosenberg verfasstes Booklet zu Arle und seiner Umgebung um 1800. Uwe Rosenberg berichtet hier von den Begebenheiten zu jener Zeit und verknüpft Geschichte und Wissen mit den Darstellungen in seinem Spiel. Ein sehr gelungener Beitrag zum Spiel, der mich beim Spielen die Thematik des Spiels noch mehr hat erleben lassen.

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